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426 Route 67. TRIPOLIS. Von Tuniskleinen Riffinseln und Riffen bildet einen geräumigen, aber stark
versandeten Hafen. Das Völkergemisch, das hier an einer der Haupt-
pforten
von Innerafrika zusammenströmt, findet nur in Ägypten
seinesgleichen. Von den 46000 Einwohnern sind zwei Drittel Ber-
ber
(S. 96), Araber, Mauren (S. 178) und Türken. Die Zahl der
Juden (S. 333) beläuft sich auf 10000, die der Malteser (S. 415)
auf 2800, die der Italiener auf 800, die der übrigen Europäer auf
200, abgesehen von 150 Griechen, zu denen im Sommer noch viele
griechische Schwammfischer kommen. Die Neger, deren Vorfahren
größtenteils aus dem Sudan als Sklaven in das Land gekommen sind,
werden auf 2000 geschätzt. Sie sind selbst unter den überaus zahl-
reichen
Offizieren der Garnison (6000 Mann) vertreten.

Die Stadt mit ihren weißen Häusern, den schlanken Minaretten
türkischen Stils, den grünen Gärten, die Palmengruppen, die rötlich-
gelben
Dünen aus Saharaflugsand, das tiefblaue Meer, überstrahlt
von der blendenden Sonne, bieten einen wunderbaren Anblick. Der
poetische Reiz eines schönen Frühlings- oder Herbstabends, wenn
der glutrote Sonnenball hinter den Palmengruppen, im W. unter-
taucht
und sich bei dem Gebetsruf der Muezzin eine feierliche
Stille über die Landschaft legt, wird jedem unvergeßlich bleiben.

Geschichte. Die drei phönizischen Hafenstädte zwischen der kleinen
und großen Syrte, Leptis Magna (S. 431), Oëa und Sabratha, die von den
sizilischen Griechen mit dem Gesamtnamen Tripolis bezeichnet wurden,
waren schon in der punischen Zeit durch Karawanenwege mit Innerafrika
und durch eine 823km l. Küstenstraße mit Karthago verbunden. Seit der
Vereinigung mit der römischen Provinz Africa, nach dem Fall Jugurthas
(S. 335), gelangten sie zu neuer Blüte. Hierher wie nach Tacape (Gabes,
S. 407) brachten die Garamanten, die libyschen (berberischen) Bewohner
von Phazania, dem jetzigen Fesân, aus dem Sudan Straußenfedern, Gold-
staub
, Ebenholz, Elfenbein, Elefanten und schwarze Sklaven, die dann
auf dem Seewege den Märkten Karthagos, Roms und der Hafenstädte
Südeuropas zugeführt wurden. Ebenso bedeutend wie der Getreidebau
war damals der Ertrag der Ölbäume, deren Bestand für den größten im
Mittelmeergebiet galt. Den von hier stimmenden römischen Kaisern
Septimius Severus (193-211) und Alexander Severus (222-235) verdankten
die drei Städte viele Verbesserungen und Verschönerungen. Die punische
und die griechische Sprache, die Lieblingssprache der Gebildeten, hatten
sich damals noch in einer Weise erhalten, daß z. B. Alexander Severus
erst in Rom lateinisch lernte. Sitz der Verwaltung der von Septimius
Severus
geschaffenen Provincia tripolitana war Oëa, auf das dann der
Gesamtname, wie auch nach dem Verfall der künstlichen Hafenanlagen der
beiden anderen Städte, aller Handel überging.

Nach der Vandalenzeit (S. 336) und der Herrschaft der Byzantiner,
welche erst 567 die Garamanten zum Christentum zu bekehren vermochten.
brachte der wiederholte Ansturm der Araber (S. 336) über das ganze Land
die Greuel der Verwüstung. Seit 670 hat Tripolitanien, abgesehen von
kurzen Unterbrechungen durch die Normannen (1140-59), die Spanier
(1511-80) und die S. 416 gen. Malteser Ritter (1530-51), unter arabischer
oder berberischer Herrschaft jahrhundertelang die Geschicke Tunesiens
geteilt (vgl. S. 336), das Handelsmonopol an der Küste Tripolitaniens und
Barkas (S. 432) besaßen bereits seit 1216 die Genuesen. Der Korsar Dragut
(S. 386), aus Mehdia vertrieben, gründete hier 1551 einen neuen türkischen
Vasallenstaat. An den Raubzügen der Barbaresken (S. 231) waren die
Tripolitaner bis 1816 stark beteiligt. Mehrmals übten europäische Flotten
blutige Vergeltung, so die Engländer 1663, die Franzosen 1685 und 1728,